Das Chi im eigenen Garten wecken
In Asien gelten Gärten als Orte in die man sich zurückzieht, entspannt und meditiert. Entsprechend unterscheidet sich ein klassischer asiatischer Garten grundlegend von unseren westlichen Vorstellungen. Schon mit wenigen Pflanzen und passender Gestaltung kann jeder Asienfan einen fernöstlichen Touch in den heimatlichen Garten zaubern. Bambus- und Asienexperte Egon Karl Egenolf von der Gärtnerei Hofstetter Mühle in Heiligenberg hat dazu einige gute Tipps auf Lager.
„Der Garten wird in Asien als Nachbildung einer idealen Landschaft verstanden, in der man sich wohlfühlen soll“, so Egon Karl Egenolf. Das dort traditionelle Eingangstor symbolisiert dem Besucher: „Lass alle deine Sorgen hinter dir... hier kannst du dich entspannen und auf das Wesentliche besinnen!“ Bereits mit wenigen Zutaten, wie z.B. dem klassischen Bambus, Formgehölzen, einem Wasserelement und einer Steinfigur, lässt sich die Atmosphäre dieser exotischen Gartenkultur auch bei uns umsetzen. Hier die Ingredienzien im Einzelnen:
Tausendsassa Bambus
Bambus ist eine der besten Pflanzen, mit denen man im Nu einen Hauch von Fernost in den heimischen Garten bringt. Der immergrüne Tausendsassa ist nicht nur schnell wachsend, pflegeleicht und winterhart, mit seinen dekorativen Halmfarben und verschiedenen Wuchshöhen ist er auch extrem vielseitig einsetzbar. In engen Stadtgärten etwa können hohe Arten grüne Wände schaffen, ohne viel Bodenfläche in Anspruch zu nehmen. Für Gärten mit mehr Platz ist ein hoher Bambuscluster ein regelrechter Waldersatz – der zudem sehr exotisch anmutet. Mittelhohe Bambusarten finden Einsatz als trennende Sträucher und Heckenpflanzen, während die niedrigen Bodendecker einen pflegeleichten Rasenteppich bilden können, der nur ein bis zweimal im Jahr gemäht werden muss. „Bei den meisten Bambusarten muss man unbedingt darauf achten, eine Rhizomsperre mit einzubauen“, rät der Experte, denn sonst breitet sich das wüchsige Riesengras in Windeseile aus. Eine gute Alternative sind Fargesien (horstbildende Bambusarten), bei denen kein Wurzelschutz notwendig ist.
Atmosphäre schaffen mit asiatischen Steinfiguren
Nicht nur der Trend zum Kontemplativen oder dem Feng Shui machen asiatische Gartengestaltung derzeit so populär. „Die Menschen wollen am liebsten den Traum dieser exotischen Länder aus ihrem Urlaub mit nach Hause bringen“ weiß der Bambusexperte, der auch authentische Steinfiguren aus Asien importiert. „Damit lässt sich leicht eine stille Ecke im Garten einrichten, an der die Erinnerung an eine schöne Urlaubszeit wieder auflebt.“
Die Gärtnerei bietet hauptsächlich Steinkunstwerke aus Indonesien, Indien und Thailand an. Neben Steinlampen und Pagoden besteht das Sortiment vor allem aus Nachbildungen von Figuren bekannter Tempelanlagen: Gottheiten, Tänzerinnen, Fabeltiere und natürlich Buddhafiguren in allen Variationen. Seine Lieferanten, alles einheimische Steinmetze, kennt Egon Karl Egenolf schon seit Jahren und weiß, dass er sich auf deren Qualität verlassen kann. „Wichtig ist zum Beispiel aus welchen Gestein die Figuren gefertigt werden“, erklärt er. In Indonesien wird viel Vulkangestein verarbeitet, das zwar sehr porös und leicht, aber damit für unser Klima nicht so geeignet ist. Wesentlich haltbarer und wetterfester sind Werke aus einem festeren, basaltartigen Lavagestein.
Formgehölze bringen Perspektive ins Spiel
Auch präzise geschnittene Formgehölze gehören zur Grundausstattung in der asiatischen Gartengestaltung. Traditionell sollen diese grünen Skulpturen an die Konturen ferner Hügel und Berge erinnern. Nicht nur die klassische Zypresse, auch viele einheimische Gehölzarten eignen sich für den Formschnitt. Dazu gehören Kiefern, Eiben und Wacholder, oder auch immergrüne Laubgehölze wie Buchsbaum, Liguster oder Heckenkirsche. Selbst Lavendel und Salbei lassen sich in Form bringen – und erfreuen uns zusätzlich mit ihrem Duft.Die Reduzierung von Form und Farbe auf ein minimalistisches „weniger ist mehr“ gehört ebenfalls zu den Grundprinzipien der asiatischen Gärten. Dennoch muss man nicht völlig auf Farbgeber verzichten. Neben den typischen immergrünen Gewächsen kann eine ganze Reihe von Pflanzen für passende Farbtupfer sorgen. „Schneeball, Kamelie, japanische Scheinquitte, Azalee, Rhododendron, Pfingstrosen und Hortensien sind alles dankbare Blüher, die auch im asiatischen Garten zuhause sind,“ zählt Egenolf auf. Im Herbst erfreuen uns dann Japanischer Ahorn und Zwergmistel mit ihren roten Blättern und Früchten.
Wasser – die Lebensader im asiatischen Garten
Wasser spielt eine wichtige Rolle in der asiatischen Gartengestaltung und ist dabei nicht wegzudenken. Es symbolisiert die Lebensader des Gartens, genau wie die Blutgefäße in unserem Körper. Oft wird Wasser als fließender Bach eingesetzt: wer ihm folgt, wird automatisch an alle wichtigen Teile des Gartens geführt. Überall warten neue Entdeckungen. Doch auch bei wenig Platz im Garten lassen sich Wasserelemente einsetzen, etwa in Form von Brunnen oder Wasserschalen.
Wo Wasser ist, gibt es auch Brücken. Sie gelten als verbindendes Element zwischen Erde und Wasser und fügen einzelne Gartenteile zusammen. Oftmals findet man statt Brücken auch eine Reihe von großen Steinen, auf denen man „übers Wasser laufen“ kann. Diese Furten ermöglichen dem Gartenbesucher den größtmöglichen Kontakt zum Element Wasser, ohne dabei nass zu werden.